musik.terrorverlag.de

http://www.musik.terrorverlag.de/rezensionen.php?select_cd=6755&

"2 Unlimited”? Gibt’s etwa was Neues vom italienischen Euro-Dance-Duo aus den Neunzigern? Mitnichten! Hier handelt es sich um den Titel des Debütalbums der französischen Metal-Kapelle PIN-UP WENT DOWN, hinter der sich der WORMFOOD/ CARNIVAL IN COAL-Drummer Alexis Damien (Songwriter, Produzent, Sänger und auch noch an sämtlichen Instrumenten zugange) und die Sängerin & Texterin Asphodel (PENUMBRA) verbergen. Unter dem Namen ESTHETE PIGGIE gegründet, firmiert man nun als PIN-UP WENT DOWN und macht schräges Metal-Prog-Cabaret.

Das dürfte für Gothic-Prog-Metal-Fans, die den Zweier von ihren Haupteinsatzgebieten kennen, etwas gewöhnungsbedürftig klingen. Der Opener „Intrusion“ klingt ein wenig nach einem Kinderreim, der außer Kontrolle gerät, während „Esthete Piggie“ Death Metal-Gegrowle mit wunderlichen weiblichen Helium-Gesängen kombiniert. „Nearly Dead Bad Make Up“ mixt gar Speed Metal mit Oldschool-Funk. Wer glaubt, das sei nicht mehr zu toppen, sollte “Cadavre exquis” abwarten, hier kommen auch noch Jazz und ein Bandeon mit ins Spiel. Dagegen nimmt sich „Pussy Worship“ geradezu harmlos aus. Miss Asphodel rockt fröhlich vor sich hin, bevor „Get Ready For Sweep“ wieder härtere Töne anschlägt und Alexis erneut zum Mikro greift. Natürlich ist sein weiblicher Gegenpart auch wieder mit von der Partie, diesmal jedoch nicht ausschließlich mit operettenhaftem Sopran, sondern auch mit erstaunlich dunklem Timbre. Beim folgenden „Yo-Yo Yes Then No“ klingen die Vocals der Dame dann fast countryesk, was sich allerdings schlagartig ändert, wenn Mister Damien los growlt. „Only Some Shitty Chemical Stuff“ setzt auch treibende Rhythmen und fette Gitarrenwände, die diesmal fast ohne genrefremde Zusätze auskommen. Stattdessen knallt „Human Beat Box Deluxe“ dem unschuldigen Hörer Rap-Sounds um die verwirrten Ohren, die im Anschluss gleich mit psychotischen Flüstergesängen fertig werden müssen. Dazu gesellen sich bei„Feat Me Feat Us“ Opernarien, die von einer alten Schellackplatte zu stammen scheinen und schon fühlt man sich in einen 40er-Jahre-Film-Noir zurückversetzt. Damit ist dank „Be My Idol Then My Fall“ umgehend wieder Schluss. Hier gibt es noch mal Full Speed-Geknüppel auf die Mütze, das im nächsten Schritt von den cabaret-artigen Klängen auf „Serie Z I“ und der druckvollen Fortsetzung „Serie Z II“ abgelöst wird.

Tja, für wenn mag diese Scheibe interessant sein? Wohl nicht für Euro-Dance-Fans, die fälschlicherweise denken, mit „2 Unlimited“ ein neues Werk ihrer Italo-Helden aufgetan zu haben. Womöglich für sehr aufgeschlossene Metal-Freaks? Gothic-Fans, die neben Prog- und Death Metal zufällig auch auf Funk, Jazz und musikalische Experimente stehen? Bestimmt! Wenn es solche Menschen gibt...